IGA RheinPark (1): Lasst uns Brücken bauen

2027 soll auf dem Gelände des Rheinparks ein Teil der Internationalen Gartenausstellung (IGA 2027) entstehen. Viele tausend Besucherinnen und Besucher werden erwartet. Wie sollen sie dort hingelangen?

Der ADFC Duisburg schlägt zwei Radbrücken für eine kreuzungsfreie Anbindung des Grünen Rings Hochfeld an das Neubaugebiet Rheinort, den Rheinpark und an die neue Brücke der Solidarität vor.

Der ADFC Duisburg wirbt für eine umweltfreundliche Anreise, zum Beispiel mit dem Fahrrad. Wir haben uns den Weg über die Bocksbarttrasse und den Grünen Ring Hochfeld angeschaut und empfehlen: Mut zu Brücken statt Mut zu Lücken.

Von Christoph Eckhardt


„Wie wollen wir morgen leben? Zusammen! Duisburg als Stadt der Vielfalt am Wasser und Ort des Wandels“. Unter diesem Motto macht die IGA 2027 Hochfeld zum unabdingbaren Bestandteil der gesamtstädtischen Duisburger Entwicklungsstrategie.

Wir stehen in Duisburg-Hochfeld vor dem Helios-Marienkrankenhaus und schauen auf das Gelände des Rheinparks. Uns fehlt (noch) die Fantasie, uns dort einen Zukunftsgarten vorzustellen. „Eine große Blumenhallenschau, verschiedenste bunte Pflanzflächen sowie gärtnerische Experimentierfelder, die eine klimaangepasste Pflanzenverwendung zeigen, werden ab 2025 im RheinPark eingelegt.“ Bis dahin ist gar nicht mehr so viel Zeit.

Wir werden uns überraschen lassen. Uns bewegt die Frage, wie die Menschen zur IGA 2027 klimabewusst anreisen können – mit dem Fahrrad. Die Route führt vom Duisburger Hauptbahnhof über die Bocksbarttrasse im Dellviertel und den Grünen Ring Hochfeld Richtung Rheinpark.

Ich traf Manfred Klaaßen auf der Rad- und Fußwegbrücke über die A 59 in der Nähe des ehemaligen Güterbahnhofs. Er war viele Jahre in leitender Position bei der Wohnungsbaugesellschaft GEBAG tätig, kennt sich also mit der Planung von großen Bauvorhaben aus. Im ADFC Duisburg begleitet er die Entwicklung der Radverkehrsinfrastruktur, insbesondere in Bezug auf die Stadtentwicklungsgebiete Sechs-Seen-Wedau, Duisburger Dünen sowie das IGA-Gelände Rheinpark mit dem Neubaugebiet Rheinort auf dem Sanierungsgebiet des ehemaligen Walzdrahtwerkes.

IGA-Radreisende sollen 2027 vom Duisburger Hauptbahnhof die Kreuzung über die Koloniestraße (in Höhe der neuen Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung) über eine noch zu schaffende Brücke passieren können. Ob das in den nächsten drei Jahren klappt? Künftig soll von dieser Stelle der RS1 durch die Duisburger Dünen nach Süden zum Grunewald-Knoten verlaufen. Die Brücke fehlt jetzt schon, denn die vielen Anforderungsampeln machen die Kreuzung für den Radverkehr zu einem Schneckenschleichweg.

Wir nehmen die bereits bestehende Fahrradroute nach Westen über die Bocksbarttrasse bis zur Heerstraße und von dort über den Grünen Ring zum Rheinpark. Auf dieser ehemaligen Werksbahnverbindung fuhren noch in den 1990er-Jahren Güterzüge vom ehemaligen Güterbahnhof zum Außenhafen und zum Hochfelder Rheinufer. Seit 2014 ist sie Radtrasse. Sie führt entlang der Mercatorstraße bis zur Straßenbahnhaltestelle "Kremerstraße". Von dort geht es parallel zu den Stadtbahnschienen weiter bis zur Heerstraße und zur Walzenstraße. Am Immendahl erhält sie Anschluss an den Grünen Ring Richtung Rheinpark.

Für die neue Rad- und Fußgängerbrücke über die Heerstraße laufen zurzeit (März 2024) vorbereitende Arbeiten für die 120 Meter lange Rampe. Auf der anderen Seite setzt sich die Baustelle fort. Der nördliche Teil des Grünen Rings zwischen Walzenstraße und Sedanstraße (Jugendzentrum „Blaues Haus“) ist derzeit ebenfalls im Bau. Offene Grünflächen und Spielbereiche sollen das soziale Miteinander im Quartier fördern.

Auch der Grüne Ring Mitte/Süd zwischen Sedan- und Rheinhauser Straße wird bis zur IGA 2027 neugestaltet. Spielbereiche für Kinder und Jugendliche, Chillwiesen, Fahrrad-Parcours, Nachbarschaftsgärten und ein Klimawald sollen hier entstehen. Diese Umgebung soll für die Freizeitnutzung aller Altersgruppen in der Nachbarschaft noch attraktiver werden. Durch diesen Grünzug führt ein schön zu befahrender Rad- und Fußweg bis zur Rheinhauser Straße. Die radahrenden IGA-Besucherinnen und Besucher können sich auf diesem Weg schon mal einen Eindruck verschaffen, wie das Leben von morgen in nachhaltigen Zukunftsgärten aussehen kann. Dafür hat der ADFC in Gesprächen mit der Stadt Duisburg geworben.

An der Kreuzung Rheinhauser Straße würde das Naturerlebnis Grüner Ring jäh unterbrochen. Die radfahrenden IGA-Besucherinnen und Besucher müssten erst mal lange Lkw-Schlangen an sich vorbeiziehen lassen, bevor sie an der Anforderungsampel Grün bekommen. Hier muss eine Brücke her.

Manfred Klaaßen schwebt eine Rad- und Fußwegbrücke in Holzbauweise über die Rheinhauser Straße vor. Auf der anderen Seite gibt es Anschluss an die bestehende Rad-/Fußwegverbindung durch den Grünen Ring Süd, an der Gemeinschaftsgrundschule Brückenstraße vorbei, zum Bonifatiusplatz (Helios-Marienklinik), wo der IGA-Haupteingang entstehen wird. Man könnte auch auf dem hohen Wall einen neuen Radweg anlegen, um die Brückenrampen zu sparen.

Am Ende der Hochfeldstraße oder an der Fußgängerampel Rudolf-Schock-Straße/ Wörthstraße schlägt Manfred Klaaßen eine zweite Rad- und Fußwegbrücke in das Neubaugebiet Rheinort und zum Rheinufer vor. Hochfeld liegt wie ein Scharnier zwischen der Duisburger Innenstadt und dem Rhein. Das neue Wohnquartier Rheinort würde mit der Brücke eine gute Verbindung zum internationalen Stadtteil Hochfeld mit seinen Einkaufsmöglichkeiten und seiner Gastronomie sowie eine schnelle Radwegeverbindung in die Innenstadt erhalten.

Das dürfte auch im Interesse des Projekts „Urbane Zukunft Ruhr“ des Initiativkreises Ruhr und der GEBAG sein. Es nimmt die Entwicklung des Stadtteils Hochfeld als Beispiel, wie die Lebensqualität in Stadtteilen, die durch den ökonomischen Strukturwandel bis heute negativ betroffen sind, deutlich verbessert werden kann. Aktionsfelder des Projekts sind bessere Bildungs- und Sozialangebote, neue und soziale Nutzungskonzepten für sanierungsbedürftige Immobilien sowie neue Mobilitätskonzepte. „Mobilität ist Türöffner für gesellschaftliche Teilhabe und wird direkt vor der eigenen Haustür erlebbar – neue Konzepte sind gefordert, um einen Stadtteil attraktiver zu machen, die Lebensqualität zu steigern und besser erreichbar zu sein.“ (Quelle: https://www.urbane-zukunft.ruhr/aktionsfelder)

Es gibt noch einen zweiten Grund für diese beiden Radwegbrücken. Wenn die Brücke der Solidarität eines Tages neu gebaut wird, soll sie laut Ratsbeschluss auch einen breiten Radweg erhalten. Auch eine Straßenbahnverbindung nach Rheinhausen wird geprüft. Die vorgeschlagene Radwegverbindung in das Quartier Rheinort und weiter zum Rheinufer könnte eine Abzweigung über das vorhandene Plateau parallel zur Rheinbrückenauffahrt bekommen und auf der südlichen Seite an die neue Rheinbrücke nach Rheinhausen angeschlossen werden. Diesen Weg könnte auch die Straßenbahn von Rheinhausen kommend durch das neue Quartier zur Haltestelle Marienhospital nehmen.

Gegen das neue Wohnquartier Rheinort gibt es das Vorurteil, das sich dort eher einkommensstarke Familien ansiedeln werden und das von der Politik eigentlich gewollte Zusammenwachsen mit dem Stadtteil Hochfeld unwahrscheinlich ist. Die vorgeschlagene Radverkehrsverbindung über den Grünen Pfad und die beiden Radbrücken würde Rheinort etwas näher an Hochfeld heranrücken und die Attraktivität des neuen Quartiers erhöhen. Die Menschen aus dem neuen Quartier könnten leichter per Rad mal eben nach Hochfeld fahren, um dort die internationale Gastronomie und den Lebensmittelhandel zu nutzen. Sie würden die Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Angebote im Stadtzentrum sowie den Hauptbahnhof schnell erreichen und sich Freizeitziele auf der anderen Rheinseite leichter erschließen können.

Gibt es Alternativen? Ohne den direkten Anschluss an das neue Quartier Rheinort würde der Grüne Ring Hochfeld an Attraktivität für den Rad-Durchgangsverkehr verlieren. Statt entlang der Rudolf-Schock-Straße einen Umweg zum IGA-Haupteingang am Marienkrankenhaus zu fahren, würde man dorthin schneller über die Hochfeldstraße gelangen, an der Grundschule Brückenstraße vorbei. Dann fehlt aber das sinnliche Erlebnis der zweiten IGA-Ausstellungsebene „Unsere Gärten“ entlang des Grünen Rings.

So stehen wir vor dem Helios-Marienkrankenhaus und denken: Man könnte auch direkt mit der Straßenbahn zum Marienhospital fahren – was allerdings zum jetzigen Zeitpunkt (2024) eher eine Zukunftsvision ist. Und: Wir brauchen beides: gute Rad- und Fußverbindungen genauso wie einen attraktiven ÖPNV.

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https://dinslaken-voerde.adfc.de/neuigkeit/iga-rheinpark-1-lasst-uns-bruecken-bauen

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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