Am Donnerstag - nur ein „Türken“ - 10. KW 2023
Es war ein Türken, d.h. eine kleine Tour1), wobei von „Tour“ zu reden nicht ganz korrekt ist. Wenn ich z.B. nach Dinslaken, „nach“ Nellessen fahre, ist das eine Tour? Das ist dann nicht nur grammatikalisch falsch, sondern auch sachlich.
Ich sage normalerweise: „Ich muss da mal eben was holen“, und nicht „ich unternehme eine Radtour zu N.“. Ab wieviel Kilometer man/frau nun von „Tour“ reden kann, wäre mal zu klären. Darauf gibt Frau Google eine Antwort, aber auch die KI hilft weiter 2). Doch will ich mich nicht zu diesem und über dieses Thema verbreiten, sondern etwas zu der einen Tour am Do, 10 KW, dem „Türken“ schreiben, was, wie oben schon angedeutet, nichts mit den 2,9 Mio. Personen türkischen Migrationshintergrundes hier in Deutschland zu tun hat.
Das Türken sollte an und für sich 30 km lang werden, aber ob der Witterung waren es letztendlich nur 25 km. Zehn Personen, drei Damen, sieben Herren waren wir, nachdem sich an der B8, am Friedhof noch eine weitere Person – lebendige Person! – zu uns gesellt hatte. An und für sich wollte ich dorthin über den abgelegenen, nahezu verkehrslosen Risselweg, in Voerde m.W. die einzige Fahrradstraße, kommen, hatte es der Witterung wegen jedoch vorgezogen, einen Weg durchs Gewerbegebiet zu nehmen.
Nun ging es durch die Speller Heide auf der Lippestraße geradewegs zum Kanal, um dort am Ufer in westliche Richtung zu fahren. Nur: das geht nicht. Drängelgitter vor rostigen Gleisen versperren den Weg, wobei man eben dieselben beim Kanuverein F’feld , ein paar Drängelgitter vor selten befahrenem Gleis Kilometer weiter, problemlos überqueren kann. Hier nicht! Damit dass alles seine Richtigkeit hat, hat die Stadt Voerde das letzte Stück Weg als Fußweg ausgewiesen.
@Stadt Voerde: Barrierefreiheit ist anders, das betrifft auch Rollstühle, Lastenräder und Fahrräder mit Anhänger
NN1 kam hier mit seinem Fahrzeug jedenfalls nicht durch und suchte den Anschluss an die Gruppe ein paar Straßen weiter, musste aber wenig später aus technischen Gründen seine Mitfahrt abbrechen: So waren wir denn acht, weil NN2 als Begleiter mit ihm zurück blieb. Auch NN3 hatte irgendwann unser schrumpfendes Grüppchen verlassen, so radelten wir nach Adam Riese 3) nur noch zu siebt daher.
Plötzlich ertönte bei den Verbliebenen lautes Pfeifen aus den Taschen. Pfiffen einige auf dem letzten Loch?, hätte man meinen können. Nein, es war ein elektronisch erzeugtes Geräusch, das die Aufmerksamkeit aller fordernd die Gespräche abrupt abbrechen ließ. Anhalten, Handys suchen, abstellen. Man war ja informiert. 11 Uhr – Probealarm am 9.3.2023.
Weiter ging es durch Spellen am Deich entlang. Dunst lag über dem weiten, flachen Land. Auf den Wiesen lagerten Gänse in gehörigem Abstand zu unserem Weg und so weit entfernt, dass NN4, der normalerweise mitzufahren pflegt, sie mit seinem Geschrei nicht hätte aufjagen können, wie er es manchmal zu tun liebt. Kein Lüftchen wehte über der grauen Landschaft. Die Windräder standen jedenfalls alle still, konnten keine Energie liefern. „Es sieht bei dieser Witterung und dem Nebel alles anders aus; man kann sich nur schwer orientieren,“ meinte NN5. Auf dem Deich bei Mehrum erinnerte ich die Mitradelnden an das Haus Mehrum, das 1945 durch Granatbeschuss zerstört wurde, und an den früheren Straßenverlauf von Mehrum nach Spellen.
Bei so einer Rundfahrt auf glatten, verkehrsarmen Wegen ist Zeit und Gelegenheit über dieses und jenes zu plaudern. Man/frau tauscht sich aus über Erfahrungen mit Krankheit, Urlaub, Fahrradbremsen oder über die Herrschaft der
Männer, ein schon des Öfteren angesprochenes Thema. Im Blick auf unsere Ortsgruppe ist die Situation in der Hinsicht im Gegensatz zum ADFCHamminkeln wahrhaftig sehr beklagenswert, zumal wenn auf Tour frau ein Pfützchen machen muss. Von einer Welt ohne Männer ist gar die Rede, was denn aber auch hieße, bei der Ortsgruppe ADFC Dinslaken-Voerde gäbe es keine Vorfahrer! Wir haben ja bedauerlicherweise bislang keine „feste“ Vorfahrerin. Ohne Männer - keine Do.-Touren. Das sei dazu angemerkt. Nur konnte es bei der die Fahrt abschließenden Einkehr in einem Café in Nähe der Schrottsäule nicht ausdiskutiert werden, sofern das überhaupt möglich ist.
So saßen wir alsbald dort in dem Café zu siebt, nachdem sich zuvor NN6 und NN7 „vorschriftsmäßig“ verabschiedet hatten. Zu siebt? Ja, als wir am angekündigten Türken-Ende anlangten, erwarteten uns NN1 und NN2, auf dass wir noch etwas zusammen hocken konnten. Und jetzt fing es an zu regnen.
1)Niederrheinische Verkleinerungsform wie „Pülleken“ statt Pulle oder „Männeken“ statt Männlein oder Mann, wobei „Männeken“ noch weitere Bedeutungen hat. Dazu: „Kappes, Knies & Klüngel“, Greven Verlag, Köln, ISBN 3-7743-0337-1
2)Google: Die Frage, wie lange Fahrradtouren man schafft, ist nicht leicht zu beantworten. Zudem kommt es auch auf das Fahrrad an. Während man als Untrainierter mit einem Trekking-Bike oder Reiserad bis zu 30 Kilometer am Tag schaffen kann, sind es bei einem Rennrad schon 50-60 Kilometer
KI: Es gibt keine genaue Entfernung, ab der man von einer Fahrradtour sprechen kann, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel der Zeit, die für die Tour benötigt wird, der Schwierigkeit des Geländes und der Anzahl der Stopps entlang der Strecke. Allgemein kann man jedoch sagen, dass eine Fahrradtour normalerweise mindestens eine Stunde dauert und eine Strecke von etwa 10 bis 20 Kilometern umfasst. Für erfahrene Radfahrer kann eine Tour auch 50 Kilometer oder mehr umfassen. Letztendlich hängt die Definition einer Fahrradtour von den individuellen Vorlieben und Fähigkeiten ab und kann von Person zu Person unterschiedlich sein.
3) Adam Riese war ein deutscher Rechenmeister. Bekannt wurde er durch sein Lehrbuch Rechnung auff der Linihen. Geboren: 1492, Bad Staffelstein (s. Google)