Irgendwo Unterwegs

Irgendwo Unterwegs © ADFC Dinslaken-Voerde

Hinterherfahrer 27.KW - 2022

In der 27. Kalenderwoche 2022 war ich Hinterherfahrer. Sonst bin ich oft der Vorfahrer, früher ADFC-lizensierter „TourGuide“. Weil aber meine Lizenz ist abgelaufen ist, kann ich mich nur noch „Vorfahrer“ oder irgendwie so nennen

In der 27. Kalenderwoche 2022 war ich Hinterherfahrer. Sonst bin ich oft der Vorfahrer, früher ADFC-lizensierter  „TourGuide“. Weil aber meine Lizenz ist abgelaufen ist, kann ich mich nur noch „Vorfahrer“ oder irgendwie so nennen, wie etwa  „Fahrradtrossführer“ (Fatrofü). Jetzt war ich also einfacher Hinterherfahrer. 

Was bedeutet das? Viel: Ich muss nicht mehr auf das Navi achten, auf die blecherne Ansage lauschen, damit ich rechtzeitig nach rechts oder links abbiege; brauche mich nicht um eine Einkehr kümmern oder darum, dass bei einem Stopp ein Maisfeld oder Buschwerk in erreichbarer Nähe ist, wo die eine oder der andere sich entwässern kann. Ich durfte einfach so schweigend hinter oder zwischen den anderen daherradeln. Natürlich kann ich, wenn mir danach ist, das Gespräch suchen und dann tiefsinnige Gedanken zum Beispiel über das Wetter oder Putin von mir geben, wohl wissend, dass sich schon Weisere als ich dazu geäußert haben. Mithin ziehe ich es oft vor, meinen Gedanken nachzuhängen und in die Pedalen zu treten.

Ich komme nun zu der eingangs erwähnten Donnerstagstour, bei der ich mit 16 anderen hinter einem richtig ADFC-lizensierten TourGuide herfahren durfte, der, das muss ich anerkennend gleich sagen, ein für mich, der ich ein Schleichrad1) benutze, ein Tempo fuhr, bei dem ich mühelos mithalten konnte. Nicht nur das. Als ein Regenschleier sich unseren Weg zu kreuzen anschickte, wusste er spontan einen Unterstand aufzusuchen, so dass wir nach einer Weile trocken weiterradeln konnte.

Weitere gelb Bewestete schlossen sich wenig später an. Als wir den Rhein überquert hatten, zog abermals ein Regenvorhang vorüber. Auch da fanden wir Schutz unter der Unterführung am Ende der Rheinbrücke. Es war der letzte Guss, so dass wir weiterhin ohne Regenschutz fahren konnten.

Die Wege waren den Meisten bekannt. Das „Dawammaschon“ ist mit Erinnerungen an frühere Touren angereichert, als man zum Beispiel irgendwann früher an den Baggerlöchern bei Menzelen angehalten hatte, hat NN ….

Ob der  allgemeinen Trockenheit schleuderten stoßweise hier und da Berieselungsanlagen Wasser in die Luft. Anders als in den Tiroler Obstanbaugebieten bleiben hier die Vorüberradelnden von deren Güssen verschont. An Veen ging es vorüber, und auf den Wegweisern erschien „Xanten“. Doch wir fahren ja nicht auf dem kürzesten Weg, einfach von A nach B, sondern radeln genüsslich durch die niederrheinisch Landschaft, welche in Katalogen oft als „reizvoll“ angepriesen wird. Da lässt man die Blicke schweifen, sieht weidende Rinder, dort einen einsamen Traktor auf dem Feld, radelt an Häuschen vorüber, die anstelle eines Vorgartens planierten Steinschrott vor der Tür haben, was  man euphemistisch als „Schottergarten“ zu bezeichnen pflegt. Das ist wohl Mode?2)  Dabei kann von „Garten“ überhaupt nicht die Rede sein, sprach man ja nach dem Krieg bei den von wilden Margariten bewachsene Haustrümmer verständlicherweise auch nicht von „Trümmergärten“. 

Hinter Labbek erreichten wir die Bahntrasse, auf der einst mein Vater noch per Bahn nach Kleve gefahren war. Heute erinnern das eine oder andere Signal und Steine am Wegesrand daran, dass das nicht schon immer ein Radweg gewesen ist. 

Lange, rote Dächer sieht der Radler dann vor sich, könnte meinen, dass dort eine römische Badeanstalt sei, und er wie sie würde sich damit irren. Es sei das Dach des Museums, hieß es.

In Xanten war „Einkehr“, nicht in einem bestimmten Lokal, sondern man ließ sich irgendwo, in dieser oder jeder Gastronomie nieder. 

Bei der weiteren Fahrt rauschte nun nicht mehr der Wind in den Ohren: Wir hatten Rückenwind. Das ließ den Tourenleiter das Tempo steigern, aber so, dass Schleichradfahrer problemlos mithalten konnten. Linkerhand der Rheindeich, und, wo wir vom Wind jetzt angeschoben dahinfegten, mussten wir vor ein paar Jahren die Richtung ändern, weil da selbst die Zaunpfähle am Wegesrand unter

Wasser standen. Heuer aber nicht. Selbst die sonst hier zahlreich versammelten Wasservögel – Rätselraterinnen und –rater: Gänse bzw. Enten – hatten sich davongemacht. 

Wieder an der Rheinbrücke angekommen entließ der Tourenleiter die Mitfahrer*innen, bevor die Gruppe unter lautem Tschüß-Geschrei allmählich auseinanderbröselte.

________________

1) Fahrrad ohne beschleunigenden Elektroantrieb oder „Windumwandler“

  1. Erich Kästner über die „Klassefrauen“

Plötzlich färben sich die Klassefrauen, weil es Mode ist, die Nägel rot ! Wenn es Mode wird, sie abzukauen oder mit dem Hammer blauzuhauen, tun sie's auch. und freuen sich halbtot. ...

alle Themen anzeigen

Radtouren und Radreisen

Sie wissen nicht mit wem Sie radeln sollen?

Dann vielleicht mit dem ADFC

Radtouren und Radreisen

Verwandte Themen

Ostermann Bottrop

Mit dem Rad nach Ostermann - 45.KW 2021

Mit dem Rad nach Ostermann, oder auch nicht

Gemüsezentrum

Zum Gemüsezentrum

Lindchen, so dünkt es mich, ist das niederrheinische Gemüsezentrum schlecht- hin, weil anscheinend alle dahin fahren,…

Titelbild

KW12-24 Biohof Frohnenbruch Kamp Lintfort 76Km

Heute stand der Besuch des Biolandhof Frohnenbruch aufdem Programm. Etwas einkaufen, etwas vertilgen und dabei den…

Gruppe vor Schloß Beck

Vom Wolfsgebiet zum „Lustschloss" 45.KW - 2022

Zur Emschermündung hätten wir fahren müssen. Tags zuvor fand das Umleitungs- oder Flussbettöffnungsspektakel statt.…

Ansage vom Tourenleiter

Beinahe ohne Foto - 46.KW 2021

Üblicherweise fotografieren heute die Menschen alles und jedes. Entsteht dabei ein Gruppenfoto, sucht jede und jeder…

Klostergarten Kloster Kamp in Kamp-Lintfort

Kloster Kamp

Nach 27 km war Boxenstopp auf dem Gelände des Klosters. Neben dem Wind, der alle coronaischen Ärosole, so vorhanden,…

Plaggenhütten in der Bönninghardt

Plaggenhütten

Was machen Radelwillige morgens zuerst? Sie ziehen das Rollo hoch und gucken in den Himmel, nicht auf der Suche nach…

Lüttinghof

4 Schlösser Tour 41.KW - 2022

In Lohberg gab es dann noch einen lauten Knall

Vor dem Start in Lohberg

Mit zuen Augen - 43.KW 2021

„Wo willst du denn hin? Das sind Radfahrer“, sprach sie, die ältere recht füllige Dame, wiederholt. Recht hatte sie,…

https://dinslaken-voerde.adfc.de/artikel/hinterherfahrer-27kw-2022

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt