Fluktuation 5. KW 2022
Der Begriff „Fluktuation“ bezeichnet im allgemeinen eine kurzzeitige oder andauernde Veränderung der Anzahl von Personen in einer Institution (Schüler, Studenten, Häftlinge etc); so zu lesen bei Wikipedia ...
Der Begriff „Fluktuation“ bezeichnet im allgemeinen eine kurzzeitige oder andauernde Veränderung der Anzahl von Personen in einer Institution (Schüler, Studenten, Häftlinge etc); so zu lesen bei Wikipedia, der Große Duden (Papier) beschränkt sich auf „Schwankungen, Wechsel“. Bei unserer Rundfahrt am Donnerstag in der 5. KW fluktuierte der Personenkreis der Mitradelnden mehr als gewöhnlich. Das waren, als wir an der Zierde des Voerde Marktplatzes, der Schrottsäule, starteten, zehn gelb bewestet Personen und, um das klarzustellen, Pensionisten, keine Schüler oder Studenten mehr, erst recht keine Häftlinge..
Als Vorfahrer wählte ich abermals den Weg durch Friedrichsfeld, nicht über die Eisenbahnbrücke mit Seitenweg für Personen über den Kanal. Warum? Von der Voerder Seite kommend dürfen laut Beschilderung nur Fußgänger dort gehen. Von der anderen Seite können hingegen Fahrzeuge aller Art den Kanal queren, wäre der Weg breit genug. Nun wollte ich zum einen nicht wieder einmal gegen die StVo verstoßen und zum anderen sollten es die Dreirad-Radfahrer einfacher haben. Sie waren jedoch nicht gekommen.
Am Lippeschlösschen erwarteten uns weitere fünf Rundfahrt-Teilnehmer und Teilnehmerin. Es konnte losgehen. Bevor wir die Rheinbrücke erreicht hatten, gesellten sich zwei weitere dazu. Der Wind blies uns heftig entgegen, so dass ich willig meine Vorfahrerfunktion aufgab und hinter der Windschatten spendenden NN1 her fuhr. Drüben angekommen, hatten NN2 und NN3 die Gruppe verlassen, wie man mir mitteilte.
Da es so schien, dass alle Tn nun zugegen waren, stellte sich der erst kürzlich gewählte 2.Vorsitzende unseres ADFCs Dinslaken-Voerde e.V. vor, der nun das erste Mal an einer Do-Tour teilnahm, im übrigen in Dinslaken politisch engagiert ist.
Den weiteren Weg zu beschreiben erübrigt sich, da man – also wir – ihn schon viele, viele Male gefahren sind: Deich, landwirtschaftliche Betriebe, Wiesen mit kleinen Seen. Dort hatten sich Scharen von Gänsen niedergelassen, die da Distanz wahrend saßen, fraßen oder herumwatschelten. Standen dort sonst Autos herum, deren Fahrer mit beeindruckenden Geräten die Tierchen beobachteten oder fotografierten, hatte sich nun niemand am Wegesrand postiert.
Kurzer Stopp am Naturzentrum Bislicher Insel, wo zumal frau normalerweise die Toiletten aufsuchen konnte. Aber jetzt waren sie verschlossen.
Xanten, die Römerstadt umfuhren wir, ließen „sie links liegen“ und kamen zur Xantener Nordsee, wo bis 1994 Landschaftsumbau betrieben wurde, so dass bereits 1974 hier ein „gemeinnütziges Freizeitzentrum“ entstehen konnte. Bei der Masse oder dem Meer eng beieinander und miteinander verschachtelt stehender Hütten, „Datschen“ würde man sie im Osten nennen, kommt die Frage auf, wie die Menschen das im Sommer aushalten, wenn der Eine grillt, der Nächste Heino hört usw., oder wie es da um den Brandschutz steht, der im Augenblick die Bewohner*innen vom Hohen Ufer um- und vertreibt.
Wir radelten munter schwatzend, sonst nahezu geräuschlos vorüber, dann auf den Deich. Der Rheinstrom, mal weit entfernt, mal sehr nahe mit langsam dahin ziehenden Schiffchen – man hätte länger verweilen können, hätte da nicht ein unangenehm kalter Wind an uns herumgezaust.
Schließlich erkannte man in der Ferne die Brücke von Rees. Es gibt für die Flussüberquerung auch eine Fähre. Sie verkehrt jedoch nicht donnerstags, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit. Also mussten wir den nicht gerade, fahrradfreundlichen, steilen Weg nehmen, der oben an der Fahrbahn endete, wo der Verkehr braust. Immerhin konnten wir als Radfahrern auf der Brücke auf einem außerordentlich breiten, abgetrennten Fahrstreifen fahren, bis wir wieder auf einem steilen Pfad abzubiegen hatten, um zur Uferstraße nach Rees zu gelangen.
Rees, Februar 1945 völlig zerstört, hat im Ort m.E. nichts Sehenswertes aufzuweisen. Da gibt es wohl noch Festungsgewölbe, die zu besichtigen aber vorher einer gewissen Organisation bedarf. Vielleicht das nächste Mal. Fünfundvierzig Minuten Pause. NN4 habe sich abgesondert, er wolle über Xanten nach Hause, teilte man mir mit. Aber gerade als wir die Stadt verließen, erhob sich ein großes Geschrei: NN5 mit NN6 tauchten auf einmal auf, sie waren uns entgegen gefahren, um sich der Gruppe, nein: dem Verband anzuschließen.
Vorbei ging es an dem „Planetenweg“ auf schon oft befahrenem Weg, als mein Navi mir gebot, links abzubiegen. Ich war etwas unsicher, folgte jedoch dieser Anweisung, als sich wieder ein großes Geschrei erhob, jetzt vielleicht so laut, wie das der Klettertiere, die einem Lied zufolge durch den Wald rasten. Das beeindruckte mich derart, dass ich dem nachgab. Nach jahrelanger DonnerstagsRadelei ist mir die Gegend glücklicherweise etwas vertraut, so dass wir am Schloss Bellinghoven wieder auf die ursprüngliche Route kamen.
Kurz vor Wesel verließen uns NN7 und NN 8. Nun mag eine*r rechnen, mit wie viel Personen wir am Nikolaus-Stift, einer Senioreneinrichtung „pro homine“ , Halt machten und dann weiterfuhren, nachdem wir NN 9, NN 10 und NN 11 verabschiedet, und keine*n Mitfahrer*in in eben diesem Stift zurück gelassen hatten.
Da mein Kilometerzähler einen Aussetzer hatte, den NN 9 zu beheben wusste, kann ich über des Weges Länge nur weitergeben, was andere mir mitteilten: 79 km seien es gewesen – und kein Regen.
[1] ) Lateiner vor! Müsste es nicht heißen „pro homini“?