Quertreiber - Fähre über die Lippe bei Wesel

Quertreiber - Fähre über die Lippe bei Wesel © ADFC Dinslaken-Voerde e.V.

Kein Schwein zu sehen, aber Schwein gehabt

Irgendwo war zu lesen, mit 25 Personen Freizeitsport zu treiben sei gestattet. Ist aber das, was wir durch die Landschaft radelnd unternehmen, „Freizeitsport“?

So sei es! Aber mit 26 Personen ginge das dann jedoch nicht mehr. Zum Glück hatten sich auf die geräuschlose, weltweite Buschtrommelnachricht, dass wir ADFC-Menschen wieder einmal gesellig, wie gemeinschaftlich radeln wollen, lediglich acht Velozipeden an der Schrottsäule in Voerde eingefunden. Die Sonne schien und verhieß sommerliche Temperaturen. Dagegen unkte jemand an, es sei mit Gewitter zu rechnen. Ein weiterer stimmte ein, murmelte etwas von „Unwetter“. Es gelang den beiden glücklicherweise nicht, die anderen so in Angst zu versetzen, dass sie von dem Vorhaben, eine Rundfahrt zu machen, abließen. Unabhängig von derart negativen Überlegungen hat man wie frau als erfahrene*r Radler*in ja stets Regenschutzkleidung dabei. Ich hatte sogar ein Strickjäckchen im Gepäck für den Fall, dass es zu einem plötzlichen Temperatursturz kommen sollte.

Nachdem  sich alle in die obligatorische Infektionsnachverfolgungsliste eingetragen hatten, was zu Normalzeiten die Tn-Liste1) ist, fuhr ich mit fünf Minuten Verzögerung los, obgleich zwei Tn unter „Vorbringung“ verschiedener Gründe nicht dazu zu bewegen waren, die der Sicherheit dienende Weste überzuziehen. Des ungeachtet folgten mir alle, wie es sich gehört. NN12) hatte auf der „Twitter-Trommel“ die weite Welt wissen lassen, wo vorbeizufahren ich vorhatte, so dass noch anderen die Möglichkeit gegeben war, sich mir anzuschließen. Beim ersten Punkt warteten denn drei Gelblinge auf mich, den Vorbeifahrenden. Sie waren entschlossen, mir zu folgen. Am Parkplatz an der nahen Lippe standen drei weitere.

Nun war es an der Zeit ob der hochsommerlichen Temperatur die MonCheris zu verteilen, die mir eine Woche zuvor NN23) ausgehändigt hatte. Er selbst war ebenfalls zugegen, die ordnungsgemäße Verteilung zu überwachen, um sich dann aber wieder auf den Heimweg zu begeben.

Dem Navi folgend ging es am Auesee entlang, wo auf dem Weg Winzlinge in die Kunst des Fahrradfahrens eingewiesen wurden, und Hunde  mit großer Wahrscheinlichkeit nur der Darm- und Blasenentleerung wegen umhergeführt wurden. Nach nicht ganz 15 km gab es den ersten Boxenstopp, bei dem lobenswerterweise alle Tn ihre Fahrzeuge ordentlich an des Weges Rand abstellten.

Sodann führte das Navi uns durch den Diersfordter Wald. Schwere eiserne Tore versperrten uns, den flott Daherradelnden, auf einmal den Weg. Sie mussten mit Mannes(!)kraft geöffnet werden. So gelangten wir in ein Gelände, in dem Wildschweine beheimatet sind. Wir hatten sogar auch schon einmal auf einer Tour, die der Große Tourenleiter geführt hatte, dort eine Rotte gesehen4). Jetzt aber schien der Wald schweinelos zu sein; kein Tierlein zeigte sich abgesehen von den mehr oder weniger großen Teppichratten, die spazieren Gehende mit sich führten.

Nach der Durchquerung dieses Forstes lag wir ein Stück Weg vor uns, das mit Strubbelgrad 4 zu klassifizieren wäre, d.h. fast nicht befahrbar. Der Alternativpfad hätte jedoch die Klasse 5 gehabt, wo man des sandigen Untergrundes und der Karnickelbauten wegen das Velo hätte schieben müssen.

Ich hielt es als Schleichrad-Fahrer – wir waren deren vier! -  angezeigt, nach nicht ganz 30 km eine Pause einzulegen. Eine Bank mit einem etwas maroden Tisch davor bot sich am Waldesrand dafür an. Nach fünfzehn oder zwanzig Minuten ging es weiter zu dem Wendepunkt Waldcafé, das gerade, um 13 Uhr geschlossen hatte; wir kamen dort um 13.03 Uhr an. Gleichwohl bot sich ein kleines Parklein in Wertherbruch zum Pausieren an. Von dem eingangs erwähnten und gefürchteten Unwetter war nichts zu spüren. NN3 erfuhr in einem Handygespräch, dass es just zu dieser Zeit in Essen gar heftig regnen würde.

Nun wollten wir nicht warten, bis es auch hier „herunter“ käme, sondern brachen auf, radelten munter fürbass, bis NN4 mich zum Anhalten nötigte. Er wolle sich in dem Bodenhühnerhaltungsbetrieb, den wir gerade passierten, mit Eiern aus Bodenhaltung und Bio und weiß-ich-was eindecken. Andere der mir Folgenden taten es ihm gleich. Leerten sie den Eier liefernden Automaten? Nein, es standen noch volle Eiergebirge in dem Verschlag zur Selbstbedienung.

Das nächste Ziel war Schloss Ringenberg. Noch immer schien die Sonne und sorgte für eine sommerliche Temperatur. Dass die Apfelbäume jetzt keine Früchte trugen, wurde mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen, war aber zu dieser Jahreszeit nicht anders zu erwarten. Dann ging es zügig nach Wesel, wo ich die Lippe mit dem „Quertreiber“ zu überqueren vorhatte. Wir waren immerhin noch elf Personen. Nachdem sich die in Wesel Beheimateten von uns verabschiedet hatten, mussten wir doch noch zwei Fährgänge durchführen. Glücklicherweise planschten ein paar Knaben im Wasser, die uns beim Besteigen des Bootes und queren des Flusses freundlicherweise zu Hand gingen.

Nachdem alle am Ufer auf der Südseite angelandet waren, hätte ich meine Vorfahr-Funktion wieder wahrnehmen können, wenn nicht plötzlich alle Luft aus dem Hinterradreifen entwichen wäre. „Schwein gehabt, dass es jetzt am Ende der Tour geschah“, könnte man sagen, und Schwein gehabt, dass kein Gewitter über uns gekommen war; von der Flussquerung hätten dann wir Abstand nehmen müssen. So: Reifen ohne Luft. NN4’s Pumpversuchen halfen nicht. Die mir bisher unverdrossen Gefolgten musste ich ohne Führung entlassen. Zum Glück waren ihnen von hier aus die Wege bekannt. Ja, wir hatten Glück, dass uns das nicht bei den nicht zu sehenden, sich versteckenden wilden Schweinen passiert war. Also nahmen wir Abschied voneinander und NN5 fegte mit seinem Kästchenfahrrad nach Hause, um mich dann mit dem PKW abzuholen. Ihm sei gedankt!

Was habe ich erneut gelernt? Selbst im Nahbereich sollte man einen Ersatzschlauch dabei haben.

______________________

  1. s. 20.W/21
  2. s. 20.W/21
  3. s. „Ein wunder-voller Tag“

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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