KW32 2023 Raesfeld-Erle 67KM
Für heute war eine mittellange Tour nach Raesfeld Erle ausgesucht worden. Dort findet sich unter anderem die Femeiche, eine 600-850-jährige Gerichtseiche und eine Kornbrennerei. Insgesamt eine lohnenswerte Tour, und das bei bestem Wetter!
Für heute hat sich unser Vorfahrer Peter eine mittlere Tour mit insgesamt 67 Kilometern Länge ausgedacht. Nach den beiden tourfreien Wochen sollte es ein guter Einstieg werden.
Eigentlich erschien die Tour so kompakt, dass man sie in folgendem Satz beschreiben könnte:
Hinfahren - Schnaps kaufen - zurückfahren!
Aber wir wären nicht die Donnerstags-Tourgruppe, wenn es nicht doch noch das eine oder andere zu erwähnen gäbe. Also fangen wir mal an.
Am Donnerstagmorgen wurde ich schon ganz unruhig und bin dann vorsichtshalber einige Minuten früher als sonst nach Voerde geradelt. Auf dem Rathausplatz standen tatsächlich schon einige Mitstreiter. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich dann an der Stelle 19 Radler:innen eingefunden. Nach der Begrüßung ging es pünktlich um 10:00 Uhr los.
Zunächst zog es uns über die B8 in Richtung Bocholtwelmen, bevor wir den Nordhang der Testerberge passierten. Ein Stückchen am Wesel-Datteln-Kanal entlang hing auch noch drin. Am neuen Kreisverkehr bogen wir in Richtung Drevenack ab. Dort wollten wir noch weitere Teilnehmer:innen einsammeln. Nach einer knappen Stunde und 14 Kilometern kamen wir beim EDEKA in Drevenack an, wo auch schon auf uns gewartet wurde.
Zunächst war aber die erste Pause fällig.
Frisch gestärkt wurde die nächste Etappe in Angriff genommen. In Richtung Schermbeck sollte es gehen. Durch die Wälder und Fluren radelten wir bei bestem Wetter zunächst nach Damm, um danach in den Dämmerwald einzutauchen. Hier waren die Wege nach den Regenfällen noch nicht so richtig abgetrocknet, so dass der eine oder andere Matschknubbel an den Rädern kleben blieb.
Dennoch haben wir hier eine kleine Pause eingelegt, bei Klometerstand 24. Nach 5 weiteren Kilometern sind wir in Erle an der "Femeiche" eingetroffen. Dieser Baum ist mit einem Alter zwischen 600 und 850 Jahren eine der ältesten Eichen Deutschlands. Wenn der Baum erzählen könnte, wer schon alles dran gehangen hat... Immerhin wurde unter seiner Krone so manches Femegericht abgehalten.
Wissenswert
Unter der Eiche wurden nachweislich bis zum 16. Jahrhundert Femegerichte abgehalten. Sie gilt als der älteste und bekannteste Gerichtsbaum in Mitteleuropa.
Die westfälischen Femegerichte bildeten im Mittelalter eine Sonderform der Gerichtsbarkeit. Sie waren überwiegend für schwere Straftaten, der „Handhaften Tat“, zuständig. Als Urteil wurde allgemein auf Hinrichtung durch Hängen ausgesprochen. Die Urteile wurden unmittelbar nach dem Richterspruch vollstreckt. Daher war die Nähe eines stabilen Baumes für den Gerichtsort erwünscht.
Hier ist jedoch zu unterscheiden zwischen Hängen und Henken. Henken war durchweg hoheitlich und führte zwangsläufig zum Tode. Hängen hatte dies nicht zwingend zur Folge; bei der Vollstreckung der Handhaften Tat wurde der Bestrafte „aufgehängt“ (nicht zwingend am Hals „bis zum Eintritt des Todes“), sondern vielmehr wurde er „gebunden aufgehängt“; der Bestrafte wurde nach einer festgesetzten Zeit (drei Tage), in der er auch von Angehörigen versorgt werden konnte, wieder (noch) lebend abgehängt, sofern er diese Strafe überlebt hatte.
OK, weiter zur Tour. Nach ein paar Metern hatten wir die Ortsmitte von Erle erreicht, wo wir in Manu's Dorfcafé eingekehrt sind. Wir fanden alle einen Platz im Außenbereich mit der Kirche und der Kornbrennerei Böckenhoff im Sichtbereich. Das war sozusagen das geistliche Zentrum von Erle. . Im Café gab's lecker Torten und Kuchen; die Stücke waren durchweg nicht zu klein.
Im Anschluss wurde noch von Einigen der Brennereishop besucht, um die heimischen Vorräte aufzufüllen.
Bei den Vorbereitungen zur Weiterfahrt tauchte dann plötzlich eine Flasche "FAHRAZZOTTI" auf, die schnell Freunde fand.
Folgenden Dialog gebe ich mal aus dem Gedächnisprotokoll wieder:
A) Was ist denn der Grund für den Umtrunk, hattest Du Geburtstag?
B) Nee, die Flasche ist von Weihnachten übergeblieben.
A) (hebt den Becher) Na dann frohe Weihnachten!
Danach starteten wir zur Rückfahrt. Auf dem Weg fuhren wir an Feldern von Becherpflanzen entlang. Herrliche gelbe Blumen und dann noch diese Mengen. Natürlich haben wir angehalten, den Anblick genossen und selbstverständich die gesamte Straße blockiert. Eine wirklich nette Radfahrerin wollte auch nicht eine Durchfahrtsmöglichkeit "ermeckern", sondern hat geduldig auf unsere Weiterfahrt gewartet. Super!
Bei Kilometer 34 kam ein Alarmruf: Reifenpanne! Also haben alle die unerwartete Pause in Kauf genommen. Schnell war ein Reparaturtrupp gebildet und das betroffenen Vorderrad demontiert. Nach gründlicher Kontrolle des Mantels war kein Fremdkörper, der den Schaden verursacht haben könnte, vorgefunden worden. Der Eigner des Fahrrades hatte schnell einen Ersatzschlauch zur Hand. Der war dann ebenso fix eingebaut und aufgepumpt. Das Pumpen ging dank der vorhandenen Akku-Luftpumpen schnell und bequem von der Hand. Triumpf der Technik!
nach 20 Minuten konnte wir uns wieder in die Sättel schwingen und weiter fahren, und zwar in Richtung Gahlen. Schermbeck haben wir rechts liegen gelassen. Den Kanal haben wir einige male überquert und sind dann entlang der Gahlener Straße nach Gartrop geradelt. Dort, an der Gartoper Mühle, kam die letzte Pause des Tages in Sicht. Nach 48 gefahrenen Kilometern waren 15 Minütchen angemessen, zumal ja noch der Rest vom "FAHRAZZOTTI" vernichtet werden musste. Danke an die Spenderin!
Danach wurde Kurs auf Hünxe gesetzt. Unterwegs haben sich die ersten Teilnehmer ausgeklinkt, da sie nach Friedrichsfeld mussten. In Hünxe wurden weitere Teilnehmer verabschiedet, so dass die Resttruppe den Weg durch das Naturschutzgebiet Hünxer Bachtal nach Voerde antrat. Im Verlauf dieses Abschnitts stiegen immer wieder Teilnehmer:innen aus und machten sich auf ihren Heimweg.
Insgesamt war es wieder eine schöne Tour, begleitet von bestem Wetter und einer netten Einkehr. Vielen Dank an Peter für die Planung und die Durchführung.
Viele Grüße von den „Fahrtenschreibern“
Wolfgang & Gina