Klostergarten Kloster Kamp in Kamp-Lintfort

Klostergarten Kloster Kamp in Kamp-Lintfort © ADFC Dinslaken-Voerde e.V.

Kloster Kamp

Nach 27 km war Boxenstopp auf dem Gelände des Klosters. Neben dem Wind, der alle coronaischen Ärosole, so vorhanden, davon trieb, umwehte uns der Atem, der längst dahingegangenen, in der Ewigkeit entschwundener Mönche.

"Gestern hat es geregnet", so der eine. "Aber morgen soll es sehr warm werden." "Dabei brauchen wir den Regen," entgegnet der eine darauf . Wetter ist Thema, nein: Wetter war Thema. Früher, ja, früher war "Wetter" Eröffnungsthema einer Kommunikation, denn dazu konnte jede und jeder  etwas sagen, schon immer. Das  war einmal, ganz früher. Das ist nun out! Vorbei! Taugt als Gesprächseinstieg überhaupt nicht mehr. "Die Gaststätten müssen schließen!" "Ja, so ein Unsinn, Abstand halten - und die Kinder im Bus?" Der andere nun: "Die spinnen ja, denn ...". Corona, das neue Endlos-Thema. Da hat heute jede*r etwas zu zusagen. Kluges wie Blödes.

Um 9.50 Uhr stehe ich gestiefelt-und-gespornt (?) am 29. Oktober, einem Donnerstag, in der 44. Woche des Jahres vor dem Rathaus in Voerde. Kein Mensch da. Schließlich nahte doch ein gelb Bewesteter. Sagt kein Wort zum Wetter, sondern: "Da kommen wohl nur ein paar," meinte er, "die haben Angst vor Corona: Mit den Gaststätten ist doch Quatsch .....". Schließlich nahen doch noch einige, begrüßten sich kaum, und wenn, mit Abstand, und schon begannen sie über …… zu sprechen. Worüber? Du darfst dreimal raten. Dabei war doch für den Nachmittag Regen angesagt.

Also fuhren wir los, obwohl einige, die sich angemeldet hatten, noch fehlten. Aber um 10 Uhr startet man trotz möglichem Regen und trotz Corona. Wir radelten durch die Rheinaue und konnten sofort auf die Fähre fahren. Drei weitere Gelblinge erwarteten uns dort. 

"Garten der Ewigkeit", von Orsoy  war der nächste Stopp, nachdem beim ersten die Liste ordnungsgemäß ausgefüllt war. Dreizehn Grabsteine sind dort noch aus der Zeit von 1834 bis 1931 erhalten. Betritt man den Friedhof, sollten die Männer eine Kopfbedeckung tragen. Wir betraten ihn nicht, sondern fuhren  nach einer kurzen Informationspause in Richtung Kamp-Lintfort weiter. Wie angekündigt kamen wir auf Wege mit der "Strubbelklasse" drei, ließen linkerhand die Halde Pattenberg liegen (was blieb uns anderes übrig?), die Halde mit 64 m Höhe auf einer Fläche von 45 ha, und querten Kamp-Lintfort, wo just vor einer kleinen Weile die Landesgartenschau zu Ende gegangen war. Mehr als 450 ooo Besucher*innen seien  dort gewesen, heißt es. Wir nicht. Jetzt war alles geschlossen. Immerhin hat man wohl im Rahmen der ganzen Veranstaltungen ein paar hundert Meter ordentliche Radwege angelegt. Auf diese waren jedoch "Poller" platziert, die sehr wahrscheinlich von Autofahrern entworfen, ästhetisch sehr nett anzusehen, für Radfahrer dagegen gefährlich sind: aus Stahl, dünn und grau. Bei Dunkelheit, vielleicht auch noch bei Regen, werden sie fast unsichtbar, es sei denn man verfügt über eine Lampe, wie sie sich NN1 jüngst gekauft hat. Über alle Maßen stark sei die Leuchtkraft, rühmt er seine Neuanschaffung. Allerdings wird er kaum des Nachts umherradeln, schon gar nicht hier auf Kamp-Lintforts neuen Radwegen. 

Nach 27 km war Boxenstopp auf dem Gelände des Klosters. Neben dem Wind, der alle coronaischen Ärosole, so vorhanden, davon trieb, umwehte uns der Atem, der längst dahingegangenen, in der Ewigkeit entschwundener Mönche. Sie hatten sich hier auf dem Kamper Berg im Jahr 1123 niedergelassen und ein Kloster erbaut mit dem für ihre Klöster typischen Dachreiter. Es wurde Ende des 16. Jhd. durch Kriegshandlungen völlig zerstört, dann aber wieder aufgebaut. Dabei sind wohl auch die barocken Zwiebeltürme entstanden. 

Hier nun auf  klösterlichem Gelände ergab es sich, dass ich mich abermals genötigt sah, mich über den Begriff "Kästchenfahrrad" zu verbreiten. Diese Bezeichnung bedeutet für mich, so beteuerte ich abermals, nichts Despektierliches, Negatives oder gar Verächtliches, die Nutzer Verachtendes. Nie!! Verfügt doch die mir Angetraute inzwischen auch über ein "Kästchenfahrrad" (K). Es ist lediglich meine verbale Widerstandsform gegen das Verschwinden deutscher Wörter. So gibt es im oder in (?) "Bike Town" in Bocholt nur Lowrider, Backroller, Outdoor-Klamotten usw., aber keine "Fahrradpacktaschen". Bei der DB gibt es seit einiger Zeit immerhin keinen "Service Point" mehr, sondern "Information". Es geht nur um Sprache, statt "E-Bieke" eben deutsch "Kästchenfahrrad". Und für manche ist ein K notwendig im Sinn von Not wendend. "Alles klar?" Alle nickten Zustimmung signalisierend. "Accipivistisne"? hätte  ich in dieser ehrwürdigen Umgebung fragen sollen. (Ist Latein und heißt "habt ihr kapiert?") 

Die Gastronomie konnten wir bedauerlicherweise nicht aufsuchen, war sie doch bislang oft ein Ort für uns Radler, an dem wir uns aufwärmen und preiswert Kaffee und Kuchen zu uns nehmen konnten. So blieb uns nichts anderes übrig, als nach diesen Informationen die K und Kl1) zu besteigen, um die Tour fortzusetzen. Schnell machte ich eben noch ein Foto von einem  der oben beschriebenen bildschönen Poller. 

Wir verließen das klösterliche Gelände, radelten einige Kilometer auf einem langen, geraden Weg durch Wald über das herab gefallene Laub und passierten den Baerlagshof, der jedoch verriegelt und verrammelt, still und einsam am Wegesrand lag. Einkehr war ja sowieso nicht vorgesehen, was aber der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch tat.

Km 34 - eine Sitzgruppe, Tisch und Bänke. Hat hier nicht einst eine Schutzhütte gestanden? NN2 und ich waren uns nicht sicher. Eine längere Pause war vorgesehen, zudem war es trocken, der angekündigte Regen noch nicht da.

"Wir befinden uns in der Leucht," erklärte ich den Tn, wohl wissend, dass ich Eulen nach Athen trug 2) ,"und", so fuhr ich fort, "in einem Wald auf einer Fläche von 1.200 ha. Er wächst hier auf einer Stauchmoräne, Überbleibsel der saalischen Kaltzeit vor 250 000 Jahren." 

Schließlich kam ich nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass diese Rundfahrt wohl vorerst die letzte sein wird, nicht weil wir als Radfahrer und am Bruttosozialprodukt  weniger Beteiligten eine „Risikogruppe“ bilden, sondern weil der „Breitensport“, zu dem unser Tun gezählt wird, ebenfall ausgesetzt werden muss, zwar nur vorübergehend, aber niemand weiß, wie lange.

Eine halbe Stunde war für die Kommunikation, den Verzehr von Breichen, Brot und Keksen vorgesehen. NN3 förderte für sich eine Flasche Bier aus seinem "Lowrider" hervor; bedauerlicherweise nur  eine, kein Sixpack, was zu Deutsch eine Sechserpackung bedeutet. Hundehalter spazierten vorbei, ein eiliger Läufer flitzte an uns vorüber und verschwand im Wald, dessen Blätter herbstlich gefärbt waren. Leider schien die Sonne nicht, so dass man die farbliche Pracht nur erahnen konnte.

Auf dem Stappweg und dann auf dem Leichenweg3) ging es weiter gen Alpen, als NN4 Probleme mit ihrem K bekam, die NN5, offenbar technisch versiert, zum Glück beheben konnte.

Hinter Alpen setzte so leichter Regen ein, dass wir bis zur Weseler Brücke ohne die dafür vorgesehene Schutzkleidung weiter fahren konnten. Und dort, an der Brückenauffahrt, verabschiedete ich die Tn, weil die Gruppe sich hinter der Brücke gewöhnlich aufzulösen pflegt. „Die letzte Tour,“ sprach ich mit brüchiger Stimme, „endet nun hier. Wir wissen nicht, wann wir uns so wiedersehen werden.“ Standen einigen Tränen in den Augen oder waren es Regentropfen, die über die Wangen liefen? Ob des Wetters waren alle nun bemüht, möglichst schnell nachhause zu kommen und gaben der Trauer jetzt keinen Raum. 

Am Ende war die Rundfahrt schließlich 65 km lang.

  1. Kl - kästchenlose Fahrräder
  2. jemanden eine schon längst bekannte Information vortragen
  3. so heißt der Weg tatsächlich
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    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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