Unterwegs vor dem nächsten Regen

Unterwegs vor dem nächsten Regen © ADFC Dinslaken-Voerde

Rund um Dorsten

Man weiß heutzutage nie, was kommt; aber hat man das jemals gewusst? Angefangen beim Wetter. Regen sollte es an diesem Tag, dem 22. Oktober in der 43. Kalenderwoche, laut Wetter-App geben, wie man einander mitteilte. War nix

Man weiß heutzutage nie, was kommt; aber hat man das jemals gewusst? Angefangen beim Wetter. Regen sollte es an diesem Tag, dem 22. Oktober in der 43. Kalenderwoche, laut Wetter-App geben, wie man einander mitteilte. War nix. Mangels Hahn mit dazugehörenden Mist hat ja jeder fortschrittsbegeisterter Mensch heute eine Wetter-App auf seinem bzw. ihrem Telefon. Doch zuverlässig ist die genauso wenig wie das Wetterfröschchen, das im Einmachglas gehalten auf dem Leiterchen oben oder unten sitzt, sitzen soll. Egal, es kütt, wie es kütt, ob mit oder ohne Hahn, App oder Fröschchen - oder der morgendlichen Wettervorhersage im Radio.

Und dann Corona. Das bringt ja nun alles durcheinander, ist aber immerhin das Thema schlechthin - und Klopapier. Das hat aber, wenn überhaupt, nur sehr indirekt mit dem Radfahren zu tun, eher mit dem vom Sattel strapazierten Hintern, der dem einen oder der anderen schon mal Probleme bereitet. Also Corona: "Stay home - stay safe", zu lesen auf einem "Mondkapje" (das ist mal nicht Englisch, sondern Niederländisch). Kommt bei diesen Ungewissheiten - Wetter, Corona - donnerstags überhaupt noch jemand zum Radfahren? Ist das nicht zu riskant? Das war am vergangenem Donnerstag die Frage. Denn wir ADFC-Radler und Radbesessenen gehören doch auch zur Risikogruppe 15 +! Ja, richtig gelesen: fünfzehn-plus.

Es stayten - Quatsch: es blieben nicht alle zuhause, zumindest die Besessenen nicht. So waren wir zu Beginn der 60 km kurzen, kleinen Rundfahrt siebzehn risikobereite Menschen, die "Breitensport" betrieben. Aber als Radfahrer gehört man sowieso zu einer Risikogruppe, wie sich bei dieser kleinen Rundfahrt alsbald eindeutig herausstellen sollte.

Mithin fanden sich des ungeachtet und  trotz steigender Infektionszahlen und unsicherer Wetterlage Tn* ein. Am Wetten Huss stießen noch weitere Risikobereite zu der Gruppe, die gerade die Steigung dorthin bewältigt hatte. Am Rande sei hier vermerkt, dass eigentlich nur die Kästchenlosen von "bewältigen" sprechen können. NN1 zum Beispiel zischte elektrisch angetrieben elegant und beschwingt bergan davon.

Der nun befahrene Weg bedarf keiner Beschreibung, weil er von den vielen bisherigen Rundfahrten den Frauens- wie Mannsbildern sehr vertraut war. Meesenhof mit Golfplatz, Wiese, Wald und wieder Wiese, auf der sich uns schon einmal ein  Hirsch mit großem Geweih gezeigt hat. Frage: Wieso nur einmal, kommen wir doch häufiger hier mit suchendem Blick entlang? Nun, wir wissen, dass der Gartroper Busch kein Streichelzoo ist, treibt in ihm  sogar noch ein echter Wolf sein Wesen - oder sind es gar mehrere?

Munter plaudernd, sowie zügig auf dem Meesenhofmühlenweg daherradelnd achtete niemand auf die von Schwertransporten beschädigte Fahrbahn, deren Risse man mal mit Bitumen übergossen hatte. Dabei ist in Fahrtrichtung gleich einer Straßenbahnschiene eine Rille entstanden, die als solche kaum zu erkennen war. In diese geriet NN2 mit seinem Vorderrad hinein und stürzte. Er hatte Mega-Glück: "Nur" Prellungen (Von der Gefahrenstelle habe ich die zuständigen Stellen unterrichtet). Wir versammelten uns ein Stück weiter an einem Ort, "wo wir immer Pause machen", hielten an und erörterten  teilweise mund-nase-geschützt den Unfallhergang.

Der weitere Weg führte uns durch Gahlen, dann am Kanal entlang. Auf die Bäume auf der anderen Seite der Wasserstraße schien die Sonne und ließ sie herbstlich bunt leuchteten. Der  TL hatte die ihm ursprünglich vorliegende Route so verändert, dass wir nicht durch Dorstens Ortsmitte fahren mussten. Coronaisch wäre dabei wohl einiges zu beachten gewesen, war seine Überlegung ge- wesen. So legte er unweit vom Kanal an einem von Bäumen umstandenen Plätzchen eine Pause ein. Das war nun, wie sich herausstellte, nicht irgend ein Plätzchen, sondern Überbleibsel des Brüderfriedhofs. Ein Gedenkstein erregte unsere Neugier, ohne dass wir an Ort und Stelle Auskunft bekamen. Die Steinplatte, auf der wohl einige Angaben standen, war vom Zahn der Zeit, der ja an allem und jedem nagt und vor nichts zurückschreckt, unleserlich geworden.

Hier nur so viel: Die Barmherzigen Brüder von Montabaur hatten unweit von dieser Stelle 1873 eine Krankenanstalt für Epileptiker und Schwachsinnige** gegründet. Mit einem Prozeß wegen sexueller Verfehlungen endete 1937 die Arbeit dort, die Insassen kamen nach Hadamar und wurden Opfer des NS-EuthanasieProgramms. Das Gebäude diente dann als Lazarett und wurde durch Bomben 1945 zerstört. 

Indem der TL die Stadt umfuhr, radelten wir auf sehr "verkehrsarmen" Wegen. Vielen erschien vieles unbekannt. Auch ich hatte mitunter Mühe, mich auf der inneren Landkarte zurechtzufinden. Doch manchmal konnte ich mit Gewissheit sagen "dawammaschon". Was war das Geheimnis?  Der TL fuhr den Weg nicht von A nach B, wie man schon häufig gefahren war, sondern von B nach A. Dann steht z.B. der verrostete Mähdrescher auf einmal rechts und nicht links des Weges, oder der Hof, sonst hinter Bäumen verborgen, ist voll einzusehen. So kam es wohl auch, dass wir unterwegs NN3 trafen, die uns, offensichtlich von A nach B fahrend, entgegen kam, fährt sie doch sonst immer mit von Voerde aus.

Am Keilerweg - das ist, wo's nach links an Bruno vorbei geht - vertraute mir der TL die Leitung an, wenngleich ich navilos war. Des ungeachtet kamen wir alle, äußerlich und innerlich trocken -es gab keine Medizin - wohlbehalten, so nehme ich an, weil mir Gegenteiliges nicht zu Ohren kam,  gegen 15 Uhr am frühen Nachmittag beim jeweiligen Zuhause an. 

*Tn = Teilehmer*innen

** damalige Diktion

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