Radeln im Novembernebel

Radeln im Novembernebel © Peter Diederichs | ADFC Dinslaken-Voerde e.V.

Radeln im Novembernebel - 44.KW 2021

„….aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar“. Bekannt? Am Donnerstag der 44. Woche war das ziemlich anders, nein ganz anders, abgesehen davon, dass vom Mond nichts zu sehen war.

Wie kann das auch, morgens um 10 Uhr. Wunderbar war der Nebel auch nicht. Kalt war er, uselig 1) die Wetterlage. 70 % Regen und ein Tropfen meldete meine Wetter-App. So erwartete ich vor der Haustür stehend allenfalls vier, fünf Menschen, die mir zu folgen bereit wären. „Hünxe, Drevenack, Hamminkeln“ hatte ich kund getan, eine Strecke, die nicht einmal ganze 60 km lang sein sollte. Außerdem fehlte der Hinweis nicht, dass keine Vortour stattgefunden habe. Warum auch, war ja eine schon häufig abgefahrene Route. Wo sollte es da Überraschungen geben? Eine erste Überraschung war, dass unweit der Schrottsäule schon einige warteten und es immer mehr wurden. Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen angeradelt, zwar widerrechtlich, war doch vor einiger Zeit in der Presse zu lesen gewesen, dass der Platz vor dem Rathaus für Radfahrer „tabu“ sei. Letztendlich waren es zwölf gelb Bewestete, nachdem ich NN1 eine solche Weste aufgedrängt und sie ihre rote verpackt hatte.

Im nahen Wald auf Laub bedecktem und von Regen zum Teil etwas aufgeweichtem Weg radelten wir daher, als unversehens jemand an des Weges Ende stand. Es war kein „Männlein“, wie es still und stumm herumstehend besungen wird, sonder höchst persönlich der OTL i.R. Er reihte sich in die Schar ein, die sich am Witten Hus überraschenderweise noch einmal vergrößerte. Das trotz useligem Wetter, Aussicht auf Regen und einer Temperatur, die es geraten ließ, Handschuhe anzuziehen.

Von der Ortsmitte Hünxe aus zeigte das Navi wegen der allseits bekannten Brückensperrung einen Weg abseits der Landstraße, den ich, dem Gerät vertrauend, nachfuhr, bis es nicht zu übersehen war: Unbefahrbar. Wie sagte Lenin? „Vertrauen ist gut, Kontrolle ….“. Dieses auch beim Navi? Schließlich erreichten wir doch die Schleuse, an der der Kanal überquerbar ist. Ein Schiff, das die Schleusenkammer ausfüllte, wurde angehoben, ein Vorgang, dem wir eine kleine Weile Aufmerksamkeit schenkten. Ein zwar schwacher, aber gefühlt eisiger Wind trieb uns weiter. NN2 kam uns entgegen und reihte sich dann ein. Hinter Drevenack Feld, Wald, Gehöfte, alles leicht umnebelt, viele Bäume schon nahezu laublos. Auf Wiesen weideten noch Rinder, einige mit jungen Kälbern, die frau noch als „süß“ klassifizierte. Die alten schienen starren Blickes, wiederkäuend und desinteressiert uns entgegen zu glotzen. Landschaft. Hier ein Tischchen am Wegesrand mit Bank, da die Autobahn, auf der sich LKW an LKW reihten und, als wir sie irgendwo später überquerten, standen sie still, auf einer Fahrspur in endloser Reihe. Wir fuhren auf Hamminkeln zu, zu der Bäckerei Bors, dem Wendepunkt unserer Rundfahrt. Seit hundert Jahren gebe es den Betrieb, entnahm ich der Beschriftung der im Wind schlaff wehenden Fahnen..

Wer hier drinnen die Wärme genießen und etwas zu sich nehmen wollte, musste den Vorschriften entsprechend, den Seuchenpass oder den QR2)-Code vorweisen. Einige zogen es vor, in sich der sibirischen Kälte draußen niederzulassen und Mitgebrachtes dort zu verzehren. NN2 hatte eine Reifenpanne zu beheben. Der Ärmste. Bedauerte ihn jemand? Soll wohl.

Hinter Hamminkeln schien sich der Nebel zu heben, nein, „zu steigen“. Aber nur kurz. Auf einmal blinzelte die Sonne durch den Dunst, zwar noch Nebel verhangen, machte Hoffnung auf Wärme und größere Klarheit. Doch das war nur eine kleiner Moment. Dann wurde es wieder novembrisch grau wie zuvor.

In Wesel verabschiedeten sich die ersten. Am Lippseschlößchen löste sich die Schar auf. Ein Teil folgte dem OTL i.R., der von da aus freundlicherweise die Führung übernahm, weil ich in Friedrichsfeld noch etwas zu erledigen hatte, ein anderer Teil strebte entlang der B8 der Heimat zu.

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1) für unfreundlich, regnerisch, S. 204, Kappes, Knies &Klüngel, Köln 2003

2) Quick Response – „schnelle Antwort“

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