Vom Hund zur Delikatesse 39.KW - 2022
Der Himmel ist blau, das Wetter schön, da woll’mer mal mit dem Fahrrad los zieh’n, meinten sechzehn gelb Beweste und fanden sich zur donnerstäglichen Rundfahrt nahe der Schrottsäule ein.
An der Orsoy-Fähre harrte NN1 unser. Irgendwo, am Anfang unserer Rundfahrt, huschte dann ein Eichhorn über den Weg. Später sichtete jemand noch ein Kaninchen. An und für sich nichts Besonderes, doch das ließ nun meine Gedanken schweifen. Nenne es „meditieren“, „spinnen“ oder wie auch immer. Nur mein Navi redete schon einmal dazwischen, wie: „nächste Weg links abbiegen“. Das nun Folgende wird mithin kein richtiger „Tourenbericht“, sondern sind Gedanken, für die einen dämliche, für die anderen interessante, für die dritten – vergiss es!
Also Stichworte Eiswagen, Hunde und Kaninchen
Eiswagen: der stand da nicht, wo er gewöhnlich zu stehen pflegt. Kein Eiswagen. Wo sonst Groß und Klein, wenn die Sonne mit ihren Strahlen alles erwärmt, Schlange steht. Jetzt war gähnende Leere, von den älteren Herrschaften einmal abgesehen, die auf den nächst gelegenen Bänken das frühherbstliche Wetter und die noch lauen Lüfte genossen. Als ich den Unmut der mir Folgenden ob des Fehlens von dem Eiswagen verspürte, hob ich an, sie auf das Positive des Mangels hinzuweisen,. „So“, sprach ich, „bewahrt Ihr die Reste eures noch vorhandenen Gebisses vor dem überaus schädlichen Industriezucker“. Aber, wie so oft, wenn ich etwas Weises von mir gebe, hörten nur ein paar in der Nähe Stehenden zu, denn ganz anderes zog die Aufmerksamkeit der meisten auf sich: NN2 hatte sich nach langer Radelabstinenz unserer Gruppe wieder angeschlossen. Nicht nur das, er hatte sich mit einem neu erworbenen, mit Elektromotor versehene Fahrrad ausgerüstet, was man selbstverständlich begutachteten musste, um sich dann fachmännisch über Elektromotoren im Allgemeinen und Besonderen austauschte.
Hund und Kaninchen: Des Weges kamen nun zwei Hunde mittlerer Größe, die ihre Halterin ausführten. Nach welchen Gesichtspunkten sie sich entscheidet, überlegte ich, wenn der eine Waldi nach rechts und der andere, sagen wir mal Pluto, nach links zieht. Das möchte ich gern wissen. Vielleicht ergibt sich dazu mal eine Gelegenheit.
Warum aber haben manche zwei oder gar drei Hunde?, sinniere ich weiter. Denke ich zurück, als ich ein Knäblein war, da hielt man sich nicht so schnell einen Hund, geschweige denn zwei oder gar drei. Die wollen ja auch mit Fressen versorgt werden. Wir hatten damals Kaninchen, natürlich nicht an der Leine, sondern im Stall – für die Pfanne. Wie ist das nun mit Hunden? Hunde gelten z.B. in Korea als Delikatesse. Einen Golden Retriever in der Pfanne, ist wahrlich ein sehr befremdlicher Gedanke, soll sogar noch eine Delikatesse sein. Da mümmele ich lieber Haferflocken, Bananen oder eine Currywurst plus Pommes mit Majo. Sind das Delikatessen? Wohl kaum. Schon gar nicht ein gegrillter Waldi. Das kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Mit Delikatesse bezeichnet man normalerweise Speisen und Getränke, die durch einen besonderen Wohlgeschmack erfreuen, so genannte „Gaumenkitzler“ oder „Leckereien“, so Wikipedia. Und die gibt es nicht mal so eben für einsfuffzig oder zwei Euro neunundneunzig. Da muss man schon tiefer in die Tasche greifen.
Und damit bin ich bei der „Einkehr“. Auch da im Haus Seeblick am Masurensee musste ich tiefer als gewöhnlich in die Tasche greifen, nicht für eine „Deliktesse“ wie Hummer, Wildschweinragout oder einen gebratenen Pfiffi nach China-Art, sondern für einen Speckpfannekuchen normaler Größe, nicht unbedingt ein Gaumenkitzler, preislich allerdings schon eine „Delikatesse“.
Ich komme aber doch noch einmal zurück zu unserer gemeinsamen Radtour. Auf der anderen Rheinseite radelnd waren wir zu dem Brückenneubau Neuenkamp* auf verschlungenen Wegen gekommen, könnte man sagen, als unser Schlussmann durch vorüber rasende Autos abgehängt wurde. Gelobt seien die Walki-Talkis! Er tat mit diesen Geräten kund, wo er die Gruppe verloren hatte und konnte so aufgesammelt werden.
Bemerkenswertes gibt es von der weiteren Fahrt nicht zu anzumerken, von dem oben Berichtetem abgesehen, und dass ich mich als Schleichradfahrer damit abfinden muss, dass elektrisch angeschobene Räder, bei Steigungen schneller sind, andere flugs die Vorfahrerfunktion übernehmen, um dann irgendwo ratlos zu warten.
Aufs ganze gesehen sind wir langsamer gefahren als sonst, haben für die 78 km acht Stunden gebraucht, wofür bislang nur sieben und ein paar „gequetschte“ Minuten gereicht haben. Habe ich als Vorfahrer nachgelassen? Muss darüber auch einmal nachdenken. Aber was ist schon eine Stunde gemessen an der Ewigkeit??
*dazu Fotos im Internet: unter „brückenbau duisburg“