Zum „Dorf am Hügel“ 43.KW - 2022
An der Schrottsäule versammelte man und frau sich wieder einmal, radelte nach Dinslaken, wo sich andere der Gruppe anschlossen. Nahe der Wassermühle in Hiesfeld kamen noch ein paar weitere Radelwillige dazu.
So starteten wir nach der obligatorische Registrierung.
Am Ende dieser Rundfahrt meint unser bewährter Nachfahrer NN1, er wolle doch beim nächsten Mal Hinterherfahrer sein. Er wolle stressfrei auf seinem Velo sitzen, das Gespräch pflegen oder auch schweigen können und nicht immer die Peitsche schwingend Bummelanten, DaherSchleichende und Zögernde antreiben müssen, wenn sie den Anschluss an den Tross zu verlieren drohen. Das ist fürwahr ein harter Job! Vierundzwanzig Krummrückige hatte er am Donnerstag, 43 KW, vor und bei Pausen um sich.
Da war es für ihn einmal schwierig geworden:
Der Vorfahrer signalisierte, „es geht weiter!“, Pause sei zu Ende. Das stieß jedoch bei manchen auf Ohren, die kurzzeitig partiell ertaubt zu sein schienen. Sie rührten sich nicht, eilten nicht zu ihrem Fahrgerät, blieben sitzen oder standen einfach herum, schwatzten weiter, als befänden sie sich im heimischen Garten bei einem Glas Bier und diskutierten z.B. über die Population der Wühlmäuse. In solchen Situationen muss nun der Hinterherfahrer warten, bis sich schließlich auch der Letzte, dazu noch zögerlich, aufmacht, dem Tross zu folgen. „NN2 ist verloren gegangen“, gab er dem Vorfahrer per Sprechgerät durch. Ja, das Hinterherfahrerdasein ist nicht ohne! Also anhalten und warten, NN2 suchen.
So ging die Fahrt an diesem Donnerstag durch herbstlichen Wald, wie es zuvor angekündigt wurde, auf Wegen, die manche*r schon ungezählte Male gefahren oder auch gewandert war. Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Er zeigt sich doch zu jeder Jahreszeit, man muss ja heutzutage sagen, in einem anderen „Outfit“. Das bedeutet: Nicht dieser oder jener Ort ist bei einer donnerstäglich Tour unbedingt „das Ziel“. Grafenmühle ist da nur eine Station, „weil wir hier immer halten“ und weil es hier „Restrooms“ gibt, zu Deutsch: „Klo´s“. Natürlich kennen wir auch andere Örtlichkeiten mit einladendem Ambiente, wo wir Einkehr halten; doch das Ziel ist in der Regel ein anderes, eben der Weg. Hier nun, am Angelteich von Grafenmühle zog NN3 eine Flasche mit edlem Getränk aus seinem Gepäck, und es gab nach langer, unendlich langer Zeit mal wieder ein Gläschen Fahrazotti-Medizin zur allgemeinen Aufmunterung und Stimmungserhellung
Der Wendepunkt der Rundfahrt war Bottrop, ein Ort, durch den wir in der Vergangenheit schon häufiger gefahren sind. Aber wer weiß schon, dass dieses im Mittelalter ein Dörflein namens Borthorpe (Dorf am Hügel) war, heute eine Großstadt ist. Weil man unter ihr die Kohle wegkratzte, ist sie um ein paar Meter gesunken und wird für 220 Mill. € jährlich trocken gehalten. Sonst wäre Bottrop ein riesiger See oder ein Sumpflandschaft. Diesen Hinweis ergänzte NN4 mit der Bemerkung, dass der Bahnhof der Stadt Essen ohne Pumperei drei Meter unter Wasser stünde.
Wir radelten jedoch jetzt im Jahre 2022 trockenen Reifens nach NO am Kirchschemmsbach entlang. Ich versäumte es, die Nachfahrenden auf den zur Zeit fast ausgetrockneten Bach mit diesem merkwürdigen Namen hinzuweisen.
Nach etwa 35 km erreichten wir eine Niederlassung des Revisionsverbandes der Westkauf-Genossenschaften, als „REWE“ bekannt, wo die einen mit dafür sorgten, dass 4300 Mitarbeiter*innen der REWE-Gruppe ihren Arbeitsplatz behalten können (Wikipedia), andere suchten eine nahegelegene Lokalität auf. Von Idylle konnte da zwar nicht die Rede sein, aber Pause ist Pause und Einkehr ist Einkehr, wo auch immer. Fünfundvierzig Minuten waren dafür angesetzt. Als ich mich jedoch schon nach dreiundvierzig Minuten zu einem geeigneteren Sammel- oder Startplatz wenige Meter entfernt aufmachte, erhob sich Protest. Was soll’s. Damit muss ein Vorfahrer zurecht kommen.
Die weitere Rückfahrt verlief ohne Störung, wenn man einmal von den verriegelten, sonst der Öffentlichkeit zugänglichen „Restrooms“ am Heidhof absieht. Dort, auf dem weiten Platz, wo noch ein paar andere Bicyclisten vor uns angekommen waren, verteilte NN3 den Rest seines Fahrazottis an uns pausierede Gelbwestige.
Später, am Ende des Bergschlagweges, versammelte man sich nach flotter Bergabfahrt noch einmal, um sicher zu sein, dass niemand verloren gegangen war. Einige radelten nun nach Dinslaken, die anderen folgten mir bis zum Schießstand am Bruckhausener Weg, wo man einander „Tschüß“ sagte; nur NN4 entzog sich dem, davon hetzend. Um 16.30 h, 20 Minuten vor der anvisierten Zeit, erreichte ich mit jetzt nur noch zwei anderen den Ausgangspunkt der Rundfahrt nach nicht ganz 60 Kilometern.